Emotionale Intelligenz
Zwei Forschungsrichtungen in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts bereiteten den Boden für den Begriff Emotionale Intelligenz:
- Die eine befasste sich mit der Wechselwirkung zwischen Emotionen und Gedanken und wie unsere Denkprozesse dadurch beeinflusst werden.
- Die andere beschäftigte sich mit der Erweiterung des Begriffs „Intelligenz“.
Neben den bereits bekannten analytischen Fähigkeiten wurden weitere Kompetenzen dem Intelligenzbegriff hinzugefügt. Das Gardner’s Konzept von Multiple Intelligences umfasste z.B. acht Arten von Intelligenz und zählte die intra- und interpersonellen Fähigkeiten dazu. Beide liegen der Emotionalen Intelligenz zugrunde, wie sie heute definiert wird (vgl. Salovey, Brackett, Mayer 2004).
Zum ersten Mal wurde der Begriff «Emotionale Intelligenz» von den zwei amerikanischen Psychologen John D. Mayer und P. Salovey in einem wissenschaftlichen Artikel verwendet, den sie 1990 veröffentlichten. Sie definierten emotionale Intelligenz als die Fähigkeit:
- Emotionen wahrzunehmen, sie zu benennen und ausdrücken zu können
- Emotionen zu erzeugen und auf sie zurückzugreifen, um den Denkprozess zu unterstützen
- Emotionen zu verstehen und emotionales Wissen anzuwenden
- Emotionen zu regulieren, um emotionales und intellektuelles Wachstum zu fördern
Gemäss dem Mayer-Salovey-Modell wird Emotionale Intelligenz als eine Fähigkeit (Engl. „Ability“), eine Art der Intelligenz betrachtet. Ähnlich wie bei der klassischen Intelligenz unterscheiden sich Menschen voneinander in ihrer emotionalen Intelligenz: Einige Personen können ihre Emotionen besser erkennen, verstehen, ausdrücken, nutzen und steuern.
Link zum wissenschaftlichen Artikel
John D. Mayer, David R. Caruso, Peter Salovey „The Ability Model of Emotional Intelligence: Principles and Updates“
Ein weiteres bekanntes Modell ist das EQ-i 2.0 von Bar-On, wobei „EQ“ für den Quotienten der Emotionalen Intelligenz und „I“ für das Inventar stehen. Gemäß dem EQ-i-Modell, welches heute durch den Kanadischen Assessmentverlag MHS Inc. weiterentwickelt wird, besteht emotionale Intelligenz aus einem Satz emotionaler und sozialer Fähigkeiten, die zusammengenommen bestimmen, wie gut wir:
- uns selbst sehen und ausdrücken
- gesellschaftliche Beziehungen aufbauen und erhalten
- Herausforderungen begegnen und
- emotionale Informationen auf effektive und bedeutsame Weise verwenden
Gemäss diesem Modell machen folgende Kompetenzen unseren Quotient Emotionaler Intelligenz aus:
- Selbstachtung
- Emotionales Selbstbewusstsein
- Durchsetzungsvermögen
- Zwischenmenschliche Beziehungen
- Soziale Verantwortung
- Realitätsprüfung
- Flexibilität
- Optimismus
- Selbstverwirklichung
- Gefühlsausdruck
- Eigenständigkeit
- Empathie
- Problemlösung
- Impulskontrolle
- Stresstoleranz
Link zum wissenschaftlichen Artikel
Reuven Bar-On
The Bar-On Model of Emotional-Social Intelligence